Elektrische Beleuchtung
Eine Revolution im Beleuchtungssektor wurde 1879 von Thomas Edison eingeleitet. Das Prinzip der Kohlefadenglühlampe hatte Humphry Davy schon um 1800 erdacht, doch konnte er keinen wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen. Erst Edison entwickelte einen haltbareren Glühfaden aus Bambuskohlefasern, der die Brenndauer auf ca. 40 Stunden erhöhte. Er verstand es auch, ein komplettes System von Stromerzeugung, Verteilung, Schaltern und Sicherungen zusammenzustellen, das eine Handhabung des elektrischen Lichtes für jedermann und eine industrielle Produktion der Komponenten erlaubte. Der Siegeszug der elektrischen Beleuchtung begann.
Um die vorherrschende Gasglühbeleuchtung zu verdrängen, bedurfte es jedoch einer langlebigeren Glühlampe. Derselbe Carl Auer, der auch das Gaslicht optimiert hatte, erfand zehn Jahre nach Edisons Kohlefaden die Metallfadenglühlampe. Helleres Licht und bedeutend längere Lebensdauer zeichnete diese Entwicklung aus. Die heute verwendeten Wolframlegierungen stammen von dem Amerikaner William David Coolidge, der ab 1909 bei General Electric tätig war. Osram (Osmium und Wolfram) und Wotan (Wolfram und Tantal) konkurrierten in Deutschland ein paar Jahre um die Vorherrschaft bei der Glühlampenproduktion, bis die jeweiligen Produzenten Siemens und AEG (mit der Karl Auer AG) eine gemeinsame Produktion unter dem Namen Osram beschlossen und das Leuchtmittel der Moderne vollends unter Kontrolle brachten.
Hohe Kosten für Stromproduktion und Stromversorgung verzögerten noch im 20. Jahrhundert die Ausbreitung des elektrischen Lichts. Berlin war Ende der 1920er Jahre erst zu 50 % an das Stromnetz angeschlossen. Elektrizität wurde anfangs als reiner Lichtspender betrachtet, noch gab es kaum andere elektrische Geräte. Die hohen Anschlusskosten an das Stromversorgungsnetz und die hohen Preise für nicht besonders langlebige Leuchtmittel machten “das Licht”, wie der Strom im Volksmunde genannt wurde, zu einem Luxusgut für reiche Bürger. Finanzielles Entgegenkommen der Elektroindustrie beim Leitungsanschluss und sogar bei der Versorgung mit Glühlampen waren nötig. Manche Gemeinden wurden initiativ und halfen bei der Finanzierung der Elektrifikation ihrer Bewohner. Trotzdem dauerte es bis in die 1940er Jahre, bis ganz Deutschland ans Stromnetz angeschlossen war.
Anfangs überwogen die Vorteile. Man konnte bei Nacht arbeiten, sich um Haus und Hof kümmern, wofür man früher oft keine Zeit hatte. In den Fabriken, die nun rund um die Uhr voll beleuchtet werden konnten, setzte Schicht- und Nachtarbeit ein. Arbeits- und Wohnräume wurden funktional voneinander getrennt. Das ganze Haus konnte je nach Bedarf ausreichend beleuchtet werden und stand nun auch während der Dunkelheit zur kompletten Nutzung bereit. Die Straßen wurden zum nächtlichen Lebensraum hinzugewonnen. Es stank nicht nach Petroleum, die Gefahr, dass Haus und Hof abbrennen, schien gebannt. Sauber, praktisch, modern wurden zu Attributen der Elektroenergie und Wegbereiter einer neuen Zeit. Die Gefährdung der Umwelt durch die Stromproduktion (Kohlekraftwerke, Wasserstauwerke, Atommeiler) und das damit verbundene Gesundheitsrisiko der vermeintlich sauberen Energie wurden erst später bedacht.
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