Kienspanbeleuchtung
Kiefernholz mit übermäßigen Harzeinschlüssen wird kienig genannt. Kienholz entsteht durch eine äußere Verletzung der Baumrinde; der Baum produziert, um die Wunde zu schließen, mehr Harz. Das Harz wird zur Wunde transportiert, lagert sich jedoch auch im Stamm, dort vorwiegend in den Markstrahlen ab. Nach einer gewissen Zeit verhärtet das Harz, wird kristallin, das Holz verkient. Fällt man dann den Baum und schneidet oder hackt man den Stamm bei allen Rindenverletzungen in kurze Stücke, die man wiederum der Länge nach in dünne, lange Späne spaltet, so erhält man den Kienspan.
Seit der Altsteinzeit bis in das 19. Jahrhundert hinein waren Kienspäne in Mittel- und Nordeuropa wohl das am weitesten verbreitete Beleuchtungsmittel (einen frühen schriftlichen Beleg für die Kienspanbeleuchtung bietet Homer um 700 v. Chr.). Andere künstliche Lichtquellen (Kerzen usw.) waren deutlich teurer und kamen daher zumindest für die ärmeren Bevölkerungsschichten nicht in Frage.
Der Kienspan wird ähnlich wie einfaches Feuerholz erhitzt oder angezündet und diente somit für eine gewisse Dauer als Lichtquelle. Vorteil gegenüber dem einfachen Feuer ist die Tatsache, dass Kienspan kontrollierbarer abbrennt und die Brandgeschwindigkeit reguliert werden kann. Der Nachteil besteht wiederum darin, dass ein Holzstück nur etwa 20 Minuten brennt und die Flamme unruhig flackert, wenn sie nicht mit der Hand in einem bestimmten Winkel austariert wird.
Der Kien gilt auch als älteste bekannte Grubenbeleuchtung in Mitteleuropa. Erste Funde aus der Epoche des keltischen Salzbergbaus in Hallstatt stammen aus der Zeit von 1000 bis 400 vor Christus. Der Ur-Bergmann hielt den Kienspan während der Arbeit im Mund. Verlor er seine Zähne, galt er als „bergfertig“, d. h. er war Invalide.
Kienspäne wurden auch in Totenriten verwendet. Dem Verstorbenen wurde ein Kienspan in die Hand gegeben, damit er auf dem Weg durch das Tal der Toten ein Licht hätte.
Wegen der starken Rußentwicklung sind in alten Stuben Wände und Decken stets stark geschwärzt. In gemauerten Wänden hat man daher für die brennenden Kienspäne häufig Lichtnischen mit eigenem Rauchabzug gemauert. Kienspäne waren aber auch eine nicht ungefährliche Lichtquelle, wie das prominente Beispiel des Berliner Rathauses zeigt, das 1581 durch die Unvorsichtigkeit des Marktmeisters Georg Wars bis auf die Grundmauern ausbrannte.
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